Schützen-Grebben

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LAMBERT VON MAASTRICHT


geboren um 635 - gestorben um 705
Patronatsfest 18. September


Die vornehme fränkische Familie, der Lambert entstammte, unterschied sich in ihrer Lebensführung offenbar nur unwesentlich von ihren damaligen Standesgenossen. Der Knabe wurde sorgfältig erzogen, in allen Tugenden geübt, nicht nur im Waffenhandwerk, sondern auch in den Wissenschaften ausgebildet. Schon früh zog Lambert durch seine Anmut und Liebenswürdigkeit die Aufmerksamkeit seiner Umgebung auf sich. Kindliche Spiele waren ihm zuwider, seine ganze Liebe galt dem Gebet. Daß seine Gebete auch wunderbar erhört wurden, erwies sich, als die blinde Pflegerin, der seine Eltern ihn anvertraut hatten, durch seine Fürbitte das Augenlicht zurückerhielt. Es war wohl für diesen Knaben selbstver- ständlich, daß er zur weiteren Ausbildung einem Geistlichen übergeben wurde. Der heilige Landoardus wurde der erste Lehrer Lamberts in den Wissenschaften, womit wohl vornehmlich das Studium der Heiligen Schrift und der Väter gemeint ist. Nachdem der Bischof von Maastricht Landoardus zu seinem Gehilfen erwählt hatte und dieser sich daher von seinem Schüler trennen mußte, lebte der Jüngling längere Zeit in der Einsamkeit nur seinen Studien und dem Gebet. Zahlreiche Wunder werden schon aus jener Zeit berichtet, die den Ruf Lamberts unter der benachbarten Bevölkerung weithin
verbreiteten. So rief ihn der Bischof von Maastricht, Theodardus, zu sich und erzog ihn zu seinem Nachfolger.
Als der Bischof 668 auf Anstiften des gefürchteten Hausmeiers von Neustrien, Ebroin, ermordet wurde, erwählte man wirklich Lambert zum Bischof von Maastricht, obgleich er, falls das angenommene Geburtsdatum 635 stimmt, für dieses Amt eigentlich noch zu jung war. Aber die schönen und tiefen Worte, die er über das Bischofsamt, seine Würde und seine Pflichten gefunden hat - sein Schüler und Biograph, der Mönch Gottschalk, hat sie uns überliefert -, beweisen, daß er ein würdiger Bischof und wahrer Hirt seiner Herde war. So genoß er auch die besondere Gunst der beiden jungen Frankenkönige, Childerich II. und Theoderich III., die seinen Rat suchten. Dadurch erregte er nun allerdings ebenfalls den Zorn Ebroins, dem wir in der Geschichte des fränkischen Reiches jener Zeit immer wieder begegnen und dem schon Lamberts Vorgänger zum Opfer gefallen war. Es ist schwer, ein einigermaßen gerechtes Urteil über Ebroin zu finden, da alle Geschichtsschreiber jener Zeit von vornherein seine Feinde sind. Es scheint, daß er auch zugunsten der kleinen Freien gegen den Adel auftrat, daß er ferner die Gefahr erkannte, die dem Bestand des Reiches durch den ständig wachsenden Reichtum der Kirche drohte. Es bleibt unklar, warum er sich gerade gegen Lambert wandte. Jedenfalls wurde dieser als Bischof von Maastricht abgesetzt und verbannt (um 674/75). Er zog sich in das Kloster Stablo zurück, wo man nach der strengen Regel Kolumbans lebte. Schmerzlich beklagten seine Gläubigen das Scheiden eines so geliebten Hirten. Lambert aber, der ja schon als Jüngling die Einsamkeit geliebt hatte, erkannte in dem tyrannischen Befehl die Führung Gottes. In Stablo lebte er nicht als Gast, sondern als Novize, der durch seine Demut und seinen Eifer alle anderen übertraf.
"Der letzte im Orden, der erste an Heiligkeit", heißt es in seiner Vita bei der Schilderung seines Klosterlebens. Lambert blieb ungefähr sieben Jahre in Stablo, dann wurde Ebroin gestürzt und ermordet. Pippin von Heristal, der "mittlere" Pippin, der bald darauf Hausmeier des gesamten Reiches wurde, erhörte gern die Bitten der Maastrichter, sie von ihrem Mietling zu befreien und den wahren Hirten zurückzurufen. Nur zögernd entschloß sich Lambert, die geliebte Einsamkeit zu verlassen. Eine Gesandtschaft der Maastrichter führte ihn fast mit Gewalt zurück (681). Nun war er wieder Hirt seiner Herde, für die er mit Predigt, Kirchen- und Klosterbau und Armenbetreuung sorgte. Auch die Bekehrung der in den angrenzenden Gebieten lebenden Heiden lag ihm am Herzen, durchgreifende Erfolge waren ihm aber vorläufig nicht beschieden.
Etwa zehn Jahre friedlichen Wirkens vergingen, dann wurde Lambert erneut in politische Wirren hineingezogen.(Herzog Pippin hatte sich von seiner rechtmäßigen Gattin Plektrudis getrennt und war eine neue Verbindung mit der schönen Alpais eingegangen. In den Augen der Franken war dies wahrscheinlich kein allzu großes Vergehen. Die Merowingerkönige hatten ähnliches immer wieder getan. Nach germanischem Recht war die sogenannte "Friedelehe" zum mindesten für die Vornehmen zulässig und gelegentlich die >ultima ratio< ihrer Familienpolitik. Das zeigte sich auch in diesem Falle später darin, daß der Sohn aus dieser Verbindung, Karl Martell, mühelos im Volk als Nachfolger seines Vaters anerkannt wurde. Lambert aber vertrat gegenüber dieser laxen Ehemoral immer wieder unbeugsam den Standpunkt der Kirche, die die Unauflöslichkeit und Heiligkeit einer gültig geschlossenen Ehe forderte.
Er scheute sich nicht, Härte zu zeigen, auch wo sie den Unschuldigen traf. So verweigerte er dem kleinen Karl den Segen, als er bei einem Besuch am Hofe Pippins darum gebeten wurde! Kein Wunder, daß er den Unwillen des Herzogs und den Haß der Alpais und ihrer Verwandten auf sich zog. Der mächtigste unter diesen war Drogo, der ein hohes Amt am Hofe Pippins bekleidete. Offenbar hatte Drogo aber auch noch andere Gründe für seinen Haß gegen Lambert. Er hatte sich wohl mehr als einmal an Kirchengut vergriffen und war deshalb von dem Bischof getadelt worden. So ist das unglückliche Schicksal Lamberts wohl nicht allein durch den Streit um Pippins Ehebruch zu erklären. Offenbar hatte sich der Herzog nach etwa zehn Jahren wieder von Alpais getrennt. Denn schon 701 erscheint Plektrud wieder mit Pippin zusammen auf Urkunden> und bei seinem Tode im Jahre 714 war sie es, die sofort die Zügel in die Hand nahm. Von Alpais hingegen wissen wir, daß sie mindestens im Jahre 708 schon einige Zeit in einem Kloster lebte. So kann sie es eigentlich nicht gewesen sein, die Drogo zur Ermordung Lamberts anstiftete.
Wahrscheinlicher ist, daß es wiederum der strittige Kirchenbesitz war, um den es ging. Zunächst überfielen Drogos Leute die Verwandten Lamberts. Sie wurden aber geschlagen und zum Teil getötet. Nun hatte Drogo Angehörige zu rächen. Ein neuer Überfall wurde geplant, dessen Opfer diesmal der Bischof selbst werden sollte. Lambert pflegte sich von Zeit zu Zeit in eine einsame Villa zurückzuziehen, um dort zu beten und in der Stille zu weilen. Hier fanden ihn die Mörder. Lambert verbot jede Gegenwehr, als der Haufen eindrang; so wurden all seine Diener erschlagen. Zuletzt tötete man ihn, der betend vor dem Altar kniete. Dies geschah am 17. September, wohl im Jahre 705.
Lambert wurde alsbald als Märtyrer und Heiliger verehrt, zahlreiche Lambertikirchen im Rheinland und in Belgien zeugen von der Verbreitung seines Kultes, der durch Wunder aller Art gefördert wurde. Sein Nachfolger, der heilige Hubert, ließ seinen Leib nach Lüttich übertragen, dort beging man 1905 mit großer Feierlichkeit die 1200-Jahr-Feier zu Ehren des Heiligen.

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